Immer mehr Hundertjährige in Deutschland
Manchmal dauert es ein bisschen länger, bis der Prinzessinnentraum in Erfüllung geht. Die 100-Jährige Charlotte Geppert repräsentiert als Charlotte I den Faschingsverein aus Kempten in Bayern. Sie ist wohl die älteste Faschingsprinzessin Deutschlands. Hundertjährige wie Charlotte ist nicht mehr seltener Fall. Die Zahl der außergewöhnlich alten Menschen in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Zurzeit leben laut Statistischem Bundesamt rund 16.000 Menschen in Deutschland, die bereits ihren 100. Geburtstag gefeiert haben. Das Phänomen der extremen Langlebigkeit fasziniert sehr.
Altershochburgen in Berlin und im Nordwesten
Rembrandt Scholz vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung identifizierte im Jahr 2013 auffällige Regionen in Deutschland, wo besonders viele Menschen 105 Jahre oder noch älter geworden sind. Der Forscher fand große regionale Unterschiede. „Unsere Berechnungen ergaben ein höchst erstaunliches Ergebnis“, sagt Scholz. Denn als Altershochburgen stechen vor allem Berlin und die Gebiete im Nordwesten Deutschland ins Auge. Insgesamt wird ein deutliches Nord-Süd-Gefälle sichtbar - aber andersherum, als es der Forscher vermutet hatte. Regierungsbezirke wie Münster, Arnsberg, Weser-Ems oder Detmold sind zwar Zentren der Langlebigkeit, aber die durchschnittliche Lebenserwartung ist im Süden Deutschlands höher als in den nördlichen Gebieten. Die höchste Lebenserwartung haben Schwaben und Badener, in Städten wie Heidelberg oder Freiburg leben die Menschen länger als etwa in Gelsenkirchen. Was ist das Geheimnis eines langen und gesunden Lebens?
Gründe für die extreme Langlebigkeit
Nach der Forschung von Scholz könnte ein Grund für die extreme Langlebigkeit darin liegen, dass die 105-Jährigen in ihrem Leben nur wenig umgezogen sind. Viele haben ihr ganzes Leben an einem Ort verbracht und somit vermutlich über ein stabiles soziales Netz verfügt. Diese Menschen waren dementsprechend gut versorgt und gepflegt. Das habe sich möglicherweise positiv auf ihre Gesundheit ausgewirkt. Und die Bedingungen in der frühkindlichen Phase legen schon einen wichtigen Grundstein für die Lebenserwartung. So haben im Herbst geborene Menschen eine höhere Chance, den 105. Geburtstag zu feiern, als im Frühjahr geborene.
Auch genetische Ursachen wären für Altershäufung in bestimmten Regionen mitverantwortlich. Dafür spreche, dass das Geburtsgewicht und die Größe von Neugeborenen in diesen Gebieten höher ausfallen als in den anderen Gebieten. Auffällig ist zudem: Es sind vor allem Frauen, die ein biblisches Alter erreichen. Nur etwa zehn Prozent der Methusalems in Deutschland sind Männer.
Die Ernährung spielt offenbar ebenfalls eine Rolle: Nuoro auf Sardinien in Italien und die japanische Insel Okinawa sind berühmt für ihre Greise. Forscher spekulieren, dass die Ernährung in diesen Oasen des Alterns besonders gesund sein könnte. Der medizinische Faktor kommt auch noch dazu. In den Großstädten wie Hamburg, Berlin und München sind überdurchschnittlich viele Hochaltrige zuhause. Die medizinische Versorgung ist in diesen Ballungsgebieten besser als auf dem Land. Im Notfall bekommen die Hochbetagten somit schnell Hilfe.
Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Senioren
Mit diesem Thema setzten sich viele Leute bzw. Organisationen auseinander. Auf einer Tagung zum Thema Prävention, die in Heimertingen stattfand, erläuterte Anne von Laufenberg-Beermann von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BASGO), wie man die Gesundheit älterer Menschen fördern kann. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und soziale Teilhabe helfen nach ihren Worten, bis ins hohe Alter fit zu bleiben. Zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen könne man durch Angebote wie Mittagstische oder gemeinsames Einkaufen und Kochen. Um die älteren Menschen in Bewegung zu bringen, eigneten sich Spaziergehgruppen oder Angebote wie Gymnastik, Wandern oder Rückenschulungen. Die soziale Teilhabe fördern Besuchsdienste oder kulturelle Veranstaltungen.
Anne von Laufenberg-Beermann appellierte deshalb, Potenziale in den Kommunen zu aktivieren und Angebote zur Prävention zu entwickeln. Denn damit könne man nicht nur das Wohlbefinden älterer Menschen steigern, sondern auch dafür sorgen, dass diese weiterhin selbständig sind und ihre Leistungsfähigkeit erhalten bleibt.